Sanierung der ehem. Hausmülldeponie Alte Schinderlahn, Gemeinde Reit im Winkl

Sicherung der Deponieböschung gegen Erosion und Schadstoffmobilisierung

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Einleitung

Reit im Winkl liegt im Chiemgau südlich des Chiemsees und ist mit 696 m die höchstgelege Gemeinde im Landkreis Traunstein.

Die ehemalige Deponie „Alte Schinderlahn“ wurde im Zeitraum von ca. 1935 bis 1958 als Hausmülldeponie der Gemeinde Reit im Winkl genutzt. Die Deponie mit einem Volumen von ca. 8.000 m3 erstreckt sich von einer Hochfläche über eine steil abfallende Böschung hinunter bis unmittelbar an das Bachbett des am Böschungsfuß vorbeifließenden Warmbaches, der südwestlich der Deponie in die Lofer mündet. Der Höhenunterschied zwischen der Lofertalaue und der an der Loferaustraße liegenden Hochfläche beträgt ca. 15 m.


Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen

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Baufeld nach Freischneidung, zentral der bereits abgerutschte Müllkörper

Der Müllkörper lag im Böschungsbereich sowie am Böschungsfuß offen und wies mit Ausnahme von Springkraut keinen Bewuchs und keine Wurzeldecke auf. Teilbereiche der übersteilten Böschungen des Deponiekörpers waren in der Vergangenheit bereits abgerutscht. Ein weiterer Grundbruch in Folge der Erosion des Böschungsfußes konnte bei Hochwasserereignissen nicht ausgeschlossen werden. Dadurch bestand die Gefahr einer Mobilisierung von Schadstoffen aus dem kontaminierten Deponat, sowie eines Austrags von Hausmüll in den Warmbach und die Lofer.


Planungskonzept

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Einbau der Stützkonstruktion und Erosionssicherung am Böschungsfuß

Die ursprünglichen Planungsüberlegungen sahen vor, eine Krainerwand aus Holzstämmen vor der Deponieböschung zu errichten. Im Zuge der Sanierungsplanung wurde festgestellt, dass die Errichtung einer Holzkrainerwand keine nachhaltige Sicherung darstellt. Aufgrund der Lage der Deponie in einer Talaue mit sehr feuchtem Milieu, zersetzt sich eine Holzkrainerwand an den Knoten- und Verankerungspunkten und im Überschüttungsbereich bereits in einem Zeitraum von 10 Jahren, was eine regelmäßige Erneuerung verbunden mit einem Eingriff in den Müllkörper erforderlich gemacht hätte.

Ziel war es, die ehemalige Deponie nachhaltig gegen Erosion und Schadstoffmobilisierung zu schützen. Aufgrund dessen wurde im Zuge der Sanierungsplanung vorgesehen, die Böschung am Böschungsfuß mittels einer Stützkonstruktion aus „bewehrter Erde“ zu sichern. Um das Eindringen von Niederschlagswasser in den Deponiekörper und eine weitere Destabilisierung zu verhindern, wurde zudem vorgeschlagen, eine 50 cm starke Rekultivierungsschicht sowie eine dichte Bepflanzung auf den offen liegenden Müllkörper aufzu­bringen.


Ausführung

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Fertigstellung Böschungssicherung mit Erosionsschutzmatten und Bepflanzung

Der Standort der Deponie befindet sich im Bereich einer würmzeitlichen Jungmoränenlandschaft mit Seetonen im Hangbereich und überlagernden spät- und würmglazialen Schmelzwasserkiesen, in die sich die Lofer eingeschnitten hat.

Die Erfordernis einer Böschungs- und Erosionssicherung bestätigte sich im Zuge der Baumaßnahme. Durch vorangegangene starke Niederschläge war das anstehende Deponat so stark durchfeuchtet, dass keine Standfestigkeit mehr gegeben war. Dies erforderte eine angepasste Ausführung mit nur sehr kurzen Einbauabschnitten, um die Böschung nicht über längere Zeit zu schwächen. Bei den Arbeiten am Böschungsfuß lösten sich aus einem noch nicht bearbeiteten und gesicherten Bauabschnitt der Deponie ca. 150 m3 Deponat und Seeton und flossen als Mure in Richtung Tal bis zum Ufer des Warmbaches. Das Material wurde geborgen und hinter der Stützkonstruktion gesichert eingebaut.

Grafik Praxisbericht Systemlosungen 18 03 001
Regeldetail Sicherung Böschungsfuß

Steilböschungssystem

Zum Schutz des Deponiefußes gegen Ausspülungen und zur nachhaltigen Sicherung der Deponieböschung gegen Grund- und Böschungsbruch beziehungsweise zur Lastaufnahme wurde eine Stützkonstruktion aus schottergefülltem Stahldrahtgittergeflecht als Sicherungssystem errichtet. Dadurch kann ein erneuter Eingriff in den Deponiekörper dauerhaft vermieden werden. Die Breite der Stützkonstruktion beträgt ca. 3,00 m bei einer Länge von ca. 55 m. Die Sicherung ist am Böschungsfuß ca. 2,30 m hoch und läuft west- und ostseitig in der ansteigenden Hangböschung aus.

Zum Einsatz kam das voll begrünbare Böschungssicherungssystem GREEN TERRAMESH der Fa. BECO Bermüller aus verzinktem und kunststoffummantelten Stahldrahtgittergeflecht mit integrierter Erosionsschutzmatte. Die Steilböschung wurde aus 3 Lagen GREEN TERRAMESH, mit einer Mächtigkeit von jeweils 0,76 m und einer Frontneigung von 70 Grad errichtet. Die bergseitige Einbindelänge der einzelnen Lagen beträgt 2,00 m. Zur Verhinderung von Ausspülungen durch den Warmbach wurde der Frontbereich der 1. Lage mit 30 cm Schroppen / Grobschotter verfüllt. Im Frontbereich zur Begrünung der 2. und 3. Lage kam 30 cm Oberbodenschicht mit Grassameneinmischung zum Einsatz. Hinter der Stützkonstruktion wurde zudem eine Drainage DN 150 mit Kiespackung und Filtervliesstoff zur Verhinderung von Stauwasser und Bildung eines bergseitigen Wasserdrucks auf die Wand verbaut.

Baugrundstabilisierung

Für die Gründung der bewehrten Erde wurden die sehr weichen und setzungsempfindlichen Auesedimente (Seetone) bis zum anstehenden Kies entfernt und als Gründungspolster folgende Bodenverbesserungsmaßnahme im Auflagerbereich vorgenommen:

  • Bis ca. 100 cm unterhalb der Gründungssohle abschnittsweiser Bodenaushub mit Entfernung der sehr weichen Bodenschichten.

  • BEGRID TGV Geogitter mit einer Nennzugfestigkeit von 40 kN/m in Längs- und Querrichtung mit knotenfesten Kreuzungspunkten und mittig integrierter Vliesstoffkomponente als Bewehrungs-, Trenn- und Filterlage für die Lastverteilung des Bodenaustausches aus Grobschotter.

*Der Bodenaustausch reicht luft- und hangseitig 50 cm über die Stützkonstruktion hinaus.


Oberflächengestaltung

Für eine Anpassung der Stützkonstruktion an die Morphologie und die Umgebung wurde der gesamte Deponiebereich mit Stützwand während der Planung dreidimensional modelliert und optimiert. Die Oberfläche der Rekultivierungsschicht und der teilweisen Anschüttung des Böschungsfußes wurde an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und entsprechend dem bestehenden Gelände und dem Bachraum ausgebildet. Die neu gestaltete Oberfläche der Deponie fügt sich somit naturnah in das Landschaftsbild ein.


Baulogistik

Der Warmbach am Böschungsfuß als Teil eines ausgewiesenen Alpenbiotops durfte im Zuge der Baumaßnahmen nicht befahren oder verändert werden. Aufgrund dessen stand im Bereich der Böschung nur ein sehr schmaler Arbeitsbereich von 2,50 m Breite zur Verfügung, in dem die gesamten Arbeiten zur Errichtung der bewehrten Erde ausgeführt werden mussten. Dies machte es erforderlich, dass alle Materialanlieferungen und Transporte innerhalb des Baufeldes auf den jeweils bereits errichteten Lagen des Böschungssicherungssystems erfolgen mussten. Durch das gewählte System GREEN TERRAMESH der Fa. Beco Bermüller konnten diese Rahmenbedingungungen der Genehmigungsbehörden sehr gut erfüllt werden. Der Einbau der einzelnen Bewehrungslagen erfolgten abschnittweise mit direkter Hinterfüllung mit gelieferten grobkörnigen Bodenmaterial.

Unmittelbar nach dem Einbau konnten die Bewehrungslagen mittels Großgerät befahren werden um den nächsten Sicherungsabschnitt zu erreichen. Das System konnte vor Ort sehr gut an die angetroffenen differenzierten Verhältnisse innerhalb der Deponie angepasst werden und führten trotz des sehr beengten Baufeldes und der schwierigen Logistik der Materialantransporte zu einer sehr kurzen Bauzeit der Böschungssicherung von ca. 4 Wochen.

Bild Praxisbericht Systemlosungen 18 03 001
Luftaufnahme der ehemaligen Deponie nach Abschluss der Sanierung

Durch die Deponieabdeckung wird die Bildung von Sickerwasser, das bisher größtenteils aus über die Deponieoberfläche eindringendem Niederschlagswasser entstand, minimiert. Gleichzeitig wird das Risiko einer Schadstoffmobilisierung reduziert. Weiterhin wird durch die errichtete Sicherung des Böschungsfußes gewährleistet, dass es zukünftig zu keinen Rutschungen des Müllkörpers und zu keinen Ausspülungen von Deponat in den Warmbach mehr kommen kann.

Die Deponie wurde somit nachhaltig gesichert und ist nach dem Aufkommen der Jungpflanzen gut in das Landschaftsbild integriert.

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